KR 16.11.2009
Der Mann des Prinzen
ging aus sich heraus
Prinz Roland I.,
Bauer Cilian und Jungfrau Claudia brachten einen hörenswerten Ohrwurm mit
MELANIE NICOLAI

BERGHEIM-GLESSEN. Die Mehrzweckhalle brodelte. Die Gäste sangen, tanzten,
lachten und verteilten schon einmal fleißig Bützjer. Die Damen waren
besonders jeck drauf. Denn schließlich übernahm am späteren Abend das erste
Damendreigestirn - in ununterbrochener Folge - die Macht.
Bis zu ihrer Proklamation genossen Prinz Roland I. (Rolanda von Essen),
Bauer Cilian (Cilly Dürlich) und Jungfrau Claudia (Paus) das bunte Programm.
Die "Ice Angels" oder die Tanzgruppen der Karnevalsgesellschaft Fidele 15
tanzten, Yvonne Kelterbaum und Lina Müller aus Glessen sangen. Und auch die
Jungen Trompeter sorgten für Stimmung. Um 21.55 Uhr dann hatte das
Damen-Trifolium sich schon längst der mit Pailletten bestickten Fracks
entledigt und glänzte in Rot-Weiß auf der Bühne. Ihr Lied "Dat is so schön"
schlug bei den Jecken ein.
"Un dat is schön, so schön, so schön, mer ston jetz he als Dreijesteen. Mer
wolle fiere Daach un Naach und rufe us drej mol Alaaf." Mit dem Lied, das
die Frauen zusammen mit Georg Lambert von der Band "Da Capo" aufgenommen
hatten und dessen Melodie von den "Colörs" stammt, brachten sie einen echten
Ohrwurm mit, den die begeisterte Menge bei der Zugabe auch schon
mitträllerte. Und natürlich gefiel auch den Frauen besonders das Motto, mit
dem das Dreigestirn durch die kommende Session gehen wird: "Lev Männer sit
nit sur, jetz jit et Frauenpower pur."
Vor zwei Jahren nach dem Karnevalsumzug hörten die Drei, dass die
Dorfgemeinschaft Glessen noch kein Dreigestirn für die kommenden Jahre
hatte. "Da haben sie gesagt: 'Wisst ihr was - wir machen das.' Und dann war
auch ganz schnell klar, wer welche Rolle übernehmen sollte", erzählte Ralf
von Essen, der Ehemann des Prinzen. "Wir wollten zeigen, dass Frauen so was
auch können", sagte Bauer Cilian.
"Super schön", riefen Freunde und Bekannte dem Trifolium zu, als es nach der
Übergabe der Insignien durch Bürgermeisterin Maria Pfordt und nach
zweimaligem Singen ihres Liedes die Bühne verließ. Als Geschenk hatte Pfordt
drei blaue Straßen-Schilder mit den Namen der Majestäten sowie den Namen der
Adjutantin Ursula Schmitz und des Prinzenführers Christian Paus mitgebracht.
"Wir haben das Ganze Allee genannt, dann ist das auch ein bisschen
umweltfreundlicher", scherzte die Bürgermeisterin.
Prinz Roland I. bekam viel Lob für seine Rede - auch wenn er/sie sich
zwischendurch beim Bauern vergewissern musste, wie "Session" richtig
ausgesprochen wird. Denn Rolanda von Essen stammt aus Holland. So begrüßte
sie die Jecken auch erst einmal auf niederländisch und brachte sie damit zum
Lachen. "Königin Beatrix hat mich in ihren Hofstaat aufgenommen, und sie gab
mir den Namen Roland der Erste von Essen aus Glessen", berichtete der Prinz.
Schnauzerballett bot eine rasante Show
Ein weiterer großer Höhepunkt war der Auftritt des Thorrer
Schnauzerballetts. Die Männer unter der Leitung von Markus Schwarz haben
auch in diesem Jahr ein rasantes Programm mit mehrmaligem Kostümwechsel zu
bieten. Das Motto lautet: Schnauzerballett meets Rock.
Als Zugabe gab es auch eine Überraschung für Prinz Roland. Ehemann Ralf von
Essen wurde von den Tänzern des Thorrer Schnauzerballett in eine
Rocker-Braut verwandelt. Mit einem dick ausgepolsterten Anzug, der von Essen
ein gewaltiges Hinterteil und ein wogendes Dekolleté verlieh, beeindruckte
er seine Frau mit sexy Hüftschwung. "Neeein!" schrie diese und brach dann
immer wieder in herzliches Lachen aus, als ihr Mann gekonnt mit dem Po
wackelte. "So kenne ich ihn gar nicht", meinte sie nach seinem gelungenen
Auftritt amüsiert. "Wir haben nächstes Jahr Silberhochzeit - aber so habe
ich ihn noch nie gesehen. Normalerweise steht er immer nur da und tippt mit
dem Finger im Takt."
Quelle: KR 16.11.2009 (Print)