Kasalla 
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„Kasalla" zum Tag der rheinischen Umgangssprache

Amt für rheinische Landeskunde des LVR hebt zum 2. April die Bedeutung der Umgangssprache für die regionale Identität hervor

Nicht erst seit die Kölschrockgruppe Brings 1992 eine Platte mit dem Titel Kasalla auf den Markt brachte, kennt man dieses seltsame Wort im Rheinland. Und schon gar nicht ist es ein kölscher Slang-Ausdruck, wie man in der rheinischen Metropole offensichtlich glaubt. Auch wenn die Eishockey-Fans der Kölner Haie bei Spielen gegen ihre Lieblingsgegner gerne skandieren: Kasalla für Mannheim, denn die Haie sen he!, haben sie kein Monopol auf dieses Wort. Denn auch im Ruhrgebiet machen die Fans Kasalla im Stadion oder gibt die Benzinfraktion mit ihren aufgemotzten Autos Kasalla, bis die Tüte qualmt. Ganz zu schweigen von der überall im Rheinland zu hörenden Drohung: Pass bloß auf, wenne so weiter machs, gibbet gleich ordentlich Kasalla!" mit der schon mal eine Tracht Prügel angekündigt wird.

Bei Kasalla kennen die Rheinländer demnach mehrere Bedeutungen: Es steht für die Prügel, die man jemandem verabreichen will, es kann aber auch Krawall bedeuten oder ein anderes, typisch rheinisches Wort ersetzen: Wenn man mit ordentlich Kasalla seine Bassbox im Auto testet, dann gibt man ihr Schmackes, dass die Rückscheibe aus der Dichtung fliegt. Die Sprachabteilung des Amtes für rheinische Landeskunde beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) sammelt und erforscht solche Wörter seit einigen Jahren. Ein erstes Lexikon ist im vergangenen Jahr unter dem Titel "Kappes, Knies&Klüngel" (Greven Verlag Köln) zum Tag der rheinischen Umgangssprache vorgestellt worden. Diesen Tag hat der LVR ausgerufen, um die Bedeutung der Umgangssprache für unser alltägliches Handeln und unsere regionale Identität ins Bewusstsein hervorzuheben.

Die Herkunft vieler umgangssprachlicher Wörter gibt immer noch Rätsel auf. Deshalb ist es ein ausgesprochener Glücksfall, das pünktlich zum diesjährigen Tag der rheinischen Umgangssprache am 2. April das Amt für rheinische Landeskunde ein interessanter Erklärungsversuch von Hermann Müller aus Troisdorf erreicht. Demnach geht das Wort auf die unseligen Zeiten zurück, als die Lehrer in der Schule ihre unfolgsamen Anbefohlenen noch äußerst handgreiflich auf den Pfad der Tugend zwingen konnten. Zu diesem Zweck wurden die armen Opfer oft bäuchlings über ihren Tisch gelegt, um dem Lehrer die Verabreichung der Tracht Prügel auf den Hintern zu ermöglichen. Und was sahen die bedauernswerten Delinquenten direkt vor ihrer Nase, wenn sie kopfüber unter der Tischkante hingen? Ein kleines, dreieckiges Messingschild mit der Aufschrift "Casala". Das war der Name der Firma, die über lange Jahre einer der Hauptlieferanten für Schulmöbel im Rheinland war. Das Kunstwort ist aus den Initialen des Firmenbesitzers Carl Sasse und der Produktionsstätte Lauenau zusammengesetzt. So haben also Generationen von Schülern ein unschuldiges Firmenlogo zum rheinischen Synonym für die Prügel oder eine Abreibung gemacht.

Wahrscheinlich ist diese Erklärung jedoch zu schön um wahr zu sein. Da die Produkte der Firma Casala erst ab 1950 weiter verbreitet waren, müsste der Ausdruck Kasalla relativ jung sein. Es scheint jedoch Belege zu geben, die auf ein höheres Alter schließen lassen. Hier sind weitere Forschungen nötig. Trotzdem ist dieser phantasievolle Vorschlag ein sehr schöner und gelungener Erklärungsversuch. Wortgeschichten wie diese stehen nämlich im Mittelpunkt des diesjährigen Tages der rheinischen Umgangssprache. Die Sprachabteilung des Amtes für rheinische Landeskunde wird sich in Zukunft verstärkt der Sammlung und Dokumentation solcher Wortlegenden widmen.

Deshalb sind die Sprachwissenschaftler des Landschaftsverbandes Rheinland für jeden Hinweis zur Herkunft von Wörtern wie Aska (mit Schuhnägeln), bandusen, dicker Bello, bräsig, ömmelig, flötepiepen, Graf Koks vonne Gasanstalt, alles paletti, Killefitt, Kokolores, Oschi, Paselacken usw. äußerst dankbar. Alle Beiträge werden Eingang finden in ein zukünftiges großes, umgangssprachliches Wörterbuch für das Rheinland. Viele Wortgeschichten zum mundartlichen Wortschatz der rheinischen Alltagssprache finden sich bereits im Auftaktband "Kappes, Knies&Klüngel", der schon in der dritten Auflage vorliegt. Kontakt: Amt für rheinische Landeskunde Bonn, Endenicher Str. 133, 53115 Bonn; Tel.: 0228 9834 235, Fax: 0228 9834 119; Email p.honnen@lvr.de ; www.arl.lvr.de.

Quelle: 27.03.2004 / http://www.lvr.de/app/Presse/Archiv.asp?NNr=660